Leseprobe aus Rock Hate Ausgabe 3. Interview mit Uwocaust.
In der aktuellen Ausgabe des Rock Hate Magazins gibt es ein großes Interview mit Uwocaust. In diesem Gespräch sprachen wir vor allem über die wilden Zeiten im Potsdam der Wendezeit, als zwischen Skins und Punks der Faustkampf an der Tagesordnung war und Aschenbecher ziemlich tief gefolgen sind. Eine kleine Leseprobe des Interviews veröffentlichen wir hiermit online. Übrigens: Ging es im ersten Teil um Uwe´s frühen Jahre in der Skinheadbewegung, so folgt in der nächsten Ausgabe ein langes Gespräch über sein musikalisches Schaffen der letzten (fast) 30 Jahre.
Grüß dich, Uwe. Ich denke mal, dass wir uns die Vorstellung bei dir sparen können, denn es wird dich ja wahrscheinlich eh jeder kennen. Zu Beginn gleich die Frage nach deinem „Einstieg“ zum Nationalen Widerstand. Wie und vor allem wann bist du zum Nationalismus gekommen?
Moin Moin erstmal. Also mein Weg in die Nationale Bewegung war eher ein schleichender Prozess. Ich bin ja in der DDR großgeworden, habe die Wende miterlebt und dann so ab 1990 die ersten Skinheads in meinem Alter getroffen. Dort habe ich dann die weltanschauliche Heimat gefunden, nach der ich zu dieser Zeit auf der Suche war. Ich konnte damals mit vielen politischen Leuten nichts anfangen. Wir hatten ja früher in Potsdam eine starke linke Szene mit Autonomen, Punks, Grufties und allem was so dazugehört. Mit denen konnte ich mich allerdings nie identifizieren. Ich war wie gesagt, in meinen jungen Jahren auf der Suche und habe bei den Skins den Widerhall in meinem Denken gefunden. Man war ja nach der Wende ziemlich euphorisch was so den patriotischen Aufbruch angeht, musste dann aber schnell feststellen, dass die BRD auch nur nach bestimmten Spielregeln abläuft. Der sogenannte „Goldene Westen“ erschien einem ja immer als Alternative zum Kommunistischen Einheitshaufen. Doch es war im Westen bei weitem nicht alles Gold was glänzte, was meine Politisierung noch zusätzlich geprägt hatte.
Nun ist es ja so, dass man, wenn man sich denn zum Nationalismus bekennt, viele alte Freunde/Bekannte verliert, welche sich von jetzt auf gleich von einem abwenden. Ihr wart ja damals ziemlich viele Skinheads in eurer Stadt. War das bei euch auch so, dass sich einige Bekannte abwandten, oder war die Anzahl der Skins so prägend, dass es der durchschnittlichen Bevölkerung schlichtweg egal war?
Also ich kann ja nur über meine eigenen Erfahrungen sprechen, bzw, über die Regionen wo ich selbst unterwegs war. Aus heutiger Sicht muss ich sagen, dass es mit der Normalbevölkerung gar keine Probleme gab. Man muss bedenken, dass der sogenannte Normalbürger mit sich selber, vor allem durch die Wendezeit, soviel zu tun hatte, dass er uns gegenüber relativ unvoreingenommen gegenüberstand. Wenn wir uns denen gegenüber vernünftig verhalten haben, dann gab es von deren Seite mit uns ebenfalls keine Probleme. Und was die Jugend angeht: Es saßen auch mal hier und da zwei Hipp-Hopper, zwei Punks und zwei Skins zusammen und haben sich über alte Zeiten, aus damaliger Sicht, unterhalten. Ein Umstand der heute wahrscheinlich undenkbar erscheint, aber damals war es einfach so. Die Innenstadt von Potsdam war früher sowas wie DER Hotspot der linken Hausbesetzer-Szene. Selbst aus Berlin zog es viele Linke zu uns. Dementsprechend stark war auch deren Szene. Somit war unsere Innenstadt für Skins mehr oder weniger tabu. Allerdings nicht immer, denn dort gab es auch die ein oder andere Hauerei, – und gleichzeitig waren die Neubaugebiete für die Punks ein Ort, den man abends dann besser gemieden hatte. Hinzu kam noch, dass es VOR UNS ja schon eine Genration von Skins gab, welche zu DDR-Zeiten schon politisiert wurden und auch in Haft gekommen sind. Und diese Glatzen, die dann nach der Wende alle entlassen wurden, waren natürlich ganz andere Knochen. Also ein ganz, ganz anderer Schlag von Männern, die sich von den Punks nicht die Butter vom Brot nehmen lassen wollten. Und dann kam es natürlich auch mal zu Gewaltexzessen, was viele Leute dann so abgeschreckt hat, dass sie, wenn sie uns nicht wohlgesonnen waren, besser den Leuten die aussahen wie Skins aus dem Weg gegangen sind. Das ganze beflügelte natürlich auch den Kult um das Skinheadsein, so das viele Jugendliche, die mit der Idee und den Werten ansonsten eigentlich nicht viel zu tun hatten, sich einfach wie eine Art Modewelle so wie Skinheads gekleidet hatten. Und das machte dann am Ende eine ungeheure Masse an Leuten aus.
Wenn du von einer großen Masse an Leuten sprichst, – von welcher Zahl reden wir denn da?
Das ist eine schwer zu beantwortende Frage. Da kann ich eigentlich auch nur schätzen. Es kommt auch ganz auf die Definition an. Also die Älteren, sprich diejenigen, die schon in den 80ern aktiv waren, waren so an die 30 bis 40 Mann stark. Hinzu kamen noch etliche kleine Skinhead-Gruppen. Meine Gruppe bestand zum Beispiel aus 10 bis 12 Kameraden. Diese kleinen Gruppen waren über das ganze Stadtgebiet verteilt. Wenn man dann noch diejenigen dazurechnet, die sich zwar aus einem Modetrend heraus wie Skins kleideten, aber ansonsten wenig mit dem Kult und der Idee zu tun hatten, dann kam man insgesamt locker auf 200 Mann. Ich muss aber auch noch erwähnen, dass Potsdam damals überfüllt war mit von Linken besetzten Häusern. Wenn die Antifa mal eine Demo machte, dann waren da mal eben 500 bis 600 Zecken am Start. Wir reden also über ganz andere Dimensionen als heute.
Was den Hass zwischen Rechts und Links angeht, so war dieser bestimmt ähnlich tief verankert bei euch in Mitteldeutschland, wie bei uns im Westen. Aber kann es vielleicht sein, dass die Verachtung gegeneinander bei euch aufgrund der Geschichte noch tiefer begründet war? Ich meine damit, dass vielleicht die Linken in der ehemaligen DDR ihrem Sozialismus hinterhertrauerten, während die Nationalisten ein noch weitaus größeres Deutschland nach der Wende anstrebten. Die Linken im Westen kannten ja nur die BRD und hatten keinen untergegangenen Kommunismus zu beweinen.
Auch das ist schwer zu beantworten. Und auch hierbei kann ich nur für mein Umfeld und nicht stellvertretend für ganz Mitteldeutschland sprechen. Die Linken von damals kann man nicht mit dem vergleichen, was heute als Links gilt. Also ich hätte zur damaligen Zeit, bis auf wenige Ausnahmen, nie einen Linken als Antideutsch eingeschätzt. Viele von denen haben ja auch an den Demos VOR der Wende teilgenommen. Ich glaube, die hatten alle ein romantisches Bild vom Sozialismus im Kopf, ohne diese ganze verbohrte und kaputte DDR-Führung, die ja komplett in den 60er Jahren hängengeblieben war. Abgesehen davon war die DDR auch kein linkes Land, oder ein linker Staat. Die DDR war erzkonservativ. Erzkonservative Kommunisten. Hört sich blöd an. Aber wenn man sich das alles näher betrachtet hatte, dann war es genau so und nicht anders. Allein wenn man sich mal das Überwachungssystem anschaut, oder wie die DDR-Polizei gegen unliebsame Gruppen vorgegangen war. Wenn Leute in der heutigen BRD von Repression und Schikanen reden, dann haben die nie erlebt, wie die Bullen damals bei uns vorgegangen sind. Und die Linken von früher hatten mehr so die Vorstellung von einer hübschen Sonnenschein-DDR, was natürlich komplett unrealistisch war. Mit diesen Linken gab es aber tatsächlich ein paar politische Schnittmengen und man konnte sich auch ab und zu mal mit denen unterhalten. Also gar kein Vergleich zu heute. Ich weiß auch ehrlich gesagt nicht, wann das alles so ins Gegenteil gekippt ist. Diesen antideutschen Hass, welcher heute bei den Linken vorherrscht, hat es früher nicht gegeben. Klar gab es handfeste Auseinandersetzungen. Aber wenn man das mal mit heute vergleicht, so hatte es früher eher weniger weltanschauliche Gründe. Da konnte man eher von einer Art Gangverhalten sprechen. Was uns angeht, so waren wir aber auch nicht so extrem politisch unterwegs. Wir waren White Power Skins – keine Frage. Aber wir waren keine extremen politischen Akteure. Und auf die ganzen Parteileute hatten wir auch irgendwann keine Lust mehr, da wir mit einigen sehr schlechte Erfahrungen gemacht hatten. Und somit gingen wir dann unseren eigenen Weg. Das war auch so bei anderen Gruppen aus unserer Umgebung. Wenn ich mich heute mit älteren Haudegen aus der damaligen Zeit unterhalte, dann berichten die mir von den gleichen Erfahrungen.
…..weiter geht`s in Ausgabe 3. Zu bestellen bei so ziemlich allen Versänden.

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